Credo

Meine Bilder haben mit Menschen zu tun, mit Landschaft und Stillleben, jedoch nicht im klassischen Schematismus, nicht um abzubilden, sondern um zu fragen, zu hinterfragen.

Farbe ist mir dabei die Erfahrung, die Form tritt in den Hintergrund, wird wage und mehrdeutig. Farbe wird zum Ausdruck meines inneren Sehens . Es ist mein Versuch, unterdrückte oder nicht gesehene Dimensionen von Wirklichkeit auszuleuchten, vom Verwobensein aller Dinge und Zeiten zu sprechen.

ich Medea höre
Kassandra ruft
wie viele Leben einst
und heute
der Vogel
immer das Lied
Bilder durchscheinend
höre den Klang
Farbe schmeckt mir
zeitlos

Simone Monka Miller

Reinhard Kuhl  – Auszug aus der Rede zur Ausstellung „Suche salbt Sinne“ 2010 Kartlow

In diesen Raum der „Seelen-salbung“ führt Simone Miller uns mit ihren Bildern. Was sie auf Ihre Leinwände bringt, liegt vielfach jenseits von Form und Begrifflichkeit. Es ist die Welt einer uneingeschränkten Sinnlichkeit, in die sie uns führt – verführt – entführt:

Schemenhafte Umrisse von Körpern, auf wenige Linien reduzierte Landschaften, Bauformen und Räume – sie werden großen, mitunter übermächtigen und stark kontrastierenden Farbakzenten ausgesetzt, als eine bewusste Destruktion des rein Geistigen, des Formalen, des Rationalen und Erstarrten zugunsten von sinnlicher Empfindung und Wahrnehmung.

Die Malerei Simone Millers ist ausgesprochen großzügig angelegt. Sie greift mit Farben und formlosen Formen hinein in Raum und Zeit, fasst und erfasst damit die zweite oder dritte Dimension vor, hinter oder neben der sichtbaren Oberfläche.

Dort hineingestreut finden sich feinste Strukturen des Lebendigen wie Blütenblätter, Schleier, Ranken, Arabesken, rhythmische Figuren – ebenso starke Symbolformern wie die Leitern am Abgrund in dem Bild „Zwischen den Welten“.

Es ist die Welt der menschlichen Regungen – sinnlicher Regungen oder auch Erregungen – die uns von Simone Miller nicht nur vor Augen gestellt, sondern als Raum des ganz persönlichen Suchens, Fragens, Erfahrens und Findens geöffnet wird. Dieser Raum lädt zum Betreten ein.

Das Motiv des Durchbruchs, der Durchdringung,des Risses, der Verengung und Weitung, taucht deshalb in Simone Millers Kunst immer wieder auf.

Ebenso sind es prozesshafte Vorgänge, die künstlerisch inszeniert werden, als ein Gleiten und Übergleiten von Farben und Farbnuancen, ein Verhüllen und Enthüllen von Formen, des Öffnens und Sich-Schließens eines Zeitfensters, als einmaliger und unwiederbringlich vergehender Moment, den es zu ergreifen gilt, wie in dem Bild „Zeitteppich“.

Kunst als Prozess, als ein inneres Sehen – sich verstehen und verwandeln lassen…..

Mit Abstraktion in Sinne der klassischen Moderne in der Kunst hat das kaum noch etwas zu tun, vielmehr wohl mit einer sehr persönlichen Sehnsucht nach Transzendenz und Erhabenheit in der Alltäglichkeit einer auf Ratio und Profit gegründeten Welt.

Was sieht eine Frau, die Künstlerin und zugleich Mutter von sechs Kindern ist,
an inneren Bildern?
Was hält und trägt sie durch die Zeit?
Was ist für Sie Heimat, Ort , Refugium?
Was tut ihrer Seele gut – ist „Balsam“ und „Labsal“ ihrer Seele?
Mit diesen Fragen möchte ich gerne in die Bildwelten Simone Millers eintreten, in ihnen suchen und finden,
mich selbst. Andere.
Die Welt hinter der Welt:
Ihre Magie, ihre unbändigen Kräfte, ihren Zorn, ihre Sanftheit.
Mit gesalbtem Sinnen:
sensiblen – geschärften – erwachten Sinnen,
gleichsam mit ausgefahrenen Antennen den Raum des Lebens betreten.
– nicht auf der Krücke kunstgeschichtlichen Kategorien – sondern ganz menschlich, warmherzig
ganz dem Leben zugewandt,
und dennoch erhaben…..erhoben,
gesalbt – gesegnet sein,
aus der Welt, in die Welt, für die Welt, um lebens- und liebesfähig, kreativ zu sein und zu bleiben,vielleicht ein Leben lang.

Simone Millers Bilder sind zumeist Gegenbilder – Gegengewichte gegen Abstumpfung, Erstarrung, Stillstand und Resignation. Sie suchen die Kraftquellen des Lebens auf, so in „Einssein“, „home“, „indian hills“ Sie ermutigen dazu, es wahrhaftig mit dem Leben aufzunehmen:

Den Konflikt zuzulassen und zu bestehen – gestärkt aus ihm hervor zu gehen,wie in den Bildern „Zeichen/Fragen“ oder „Dunkle Bewegung“. Die Bilder Simone Millers motivieren dazu, sich mit dem inneren Sehen gegen ein rein äußerliches, formales oder rationales Sehen zu stemmen, gleichsam, diesen inneren Bildern zu folgen als den Bildern des Urvertrauens in das Leben.

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